Das A-Z der Kinderwunsch­behandlung

Alles rund um den Kinderwunsch

Das Thema Kinderwunschbehandlung ist sehr komplex und umfangreich. Gerade, wenn man sich das erste Mal damit beschäftigt, fühlt man sich schnell überwältigt von all den Fachbegriffen.

Unser Kinderwunsch-Lexikon von A-Z umfasst alle wichtigen Themen und Begriffe, die Ihnen auf Ihrer Kinderwunschreise immer wieder begegnen werden. Wir haben zusätzlich dazu einen Bereich mit den häufigsten Fragen unserer Patient*innen erstellt. Gerne stehen wir Ihnen aber auch jederzeit mit Rat und Tat zur Seite und beantworten Ihnen alle Fragen in einem persönlichen Erstgespräch. Außerdem können Sie sich für unseren Kinderwunsch-Newsletter registrieren, um regelmäßig wichtige Informationen rund um die Kinderwunschreise zu erhalten.
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Alkohol

Alkohol hat einen negativen Einfluss auf die Fruchtbarkeit von Frauen und Männern. Die Zeit bis zum Eintreten einer Schwangerschaft wird deutlich verlängert und das Risiko einer Fehlgeburt steigt stark an. Auch für Männer gilt es, den Alkoholkonsum einzuschränken, da dieser die Qualität und Anzahl der Samenzellen deutlich reduzieren kann. Dies wirkt sich bereits bei einem Konsum von einem oder mehr alkoholischen Getränken pro Tag bzw. sieben alkoholischen Getränken pro Woche aus.

Es hat sich gezeigt, dass Alkohol auch in kleinen Mengen zu einer Störung der kindlichen Entwicklung und zu Schwangerschaftskomplikationen führen kann. Wir raten Ihnen daher auf Alkohol während der Kinderwunschbehandlung, Schwangerschaft und Stillzeit zu verzichten.

Alter der Frau

Die Möglichkeit einer Schwangerschaft hängt stark vom Lebensalter der Frau ab. Ab dem 33. Lebensjahr beginnt mit fortschreitendem Lebensalter die Fruchtbarkeit der Frau unmerklich zu sinken – ab 38+ besteht bereits eine deutliche Abnahme.

Wir wollen ein Bewusstsein für die natürlichen Vorgänge im Körper der Frau schaffen und bieten individuelle Beratung und Abklärung. Es ist uns wichtig Patientinnen darüber zu informieren, welche Konsequenzen es haben könnte, die Erfüllung des Kinderwunsches ins höhere Alter zu verschieben.

Um keine Zeit zu verlieren, bieten wir Patientinnen dieser Altersgruppe eine besonders rasche und zielgerichtete Abklärung und Beratung inklusive einer Bestimmung der sogenannten „Eierstockreserve“ (Anti-Müller-Hormon). Dadurch können wir herausfinden, wie sinnvoll eine Behandlung ist.

Beim Erstgespräch mit uns erhalten Sie folgende Informationen:

  • eine realistische Aufklärung über die Erfolgschancen

  • eine Einschätzung welche Risiken bei einer Schwangerschaft bestehen

  • eine Aufklärung über Behandlungsalternativen wie „IVF im natürlichen Zyklus“, Präimplantationsdiagnostik, Eizellspende oder Embryonenspende

Anästhesie

Bei der Eizellentnahme (=Follikelpunktion) im Rahmen einer IVF werden mit Hilfe einer Nadel die Eibläschen abgesaugt. Dabei ist es nötig, unter Ultraschallsicht durch die Scheidenwand zu stechen. Obwohl eine möglichst dünne Nadel verwendet wird, kann der Eingriff dennoch schmerzhaft sein.

Viele Patientinnen fragen nach einer lokalen Betäubung, die leider für diesen Eingriff nicht möglich ist. Aber wir können Ihnen dennoch für die Follikelpunktion zwei verschiedene sehr wirksame Möglichkeiten der Schmerzlinderung oder –ausschaltung anbieten:

  • Sedierung/Dämmerschlaf: Dabei injizieren wir Ihnen das Medikament „Dormicum“ in die Vene. Es enthält den Wirkstoff Midazolam, der zu der Gruppe der sogenannten „Benzodiazepine“ gehört und somit weitschichtig mit dem sehr bekannten Medikament „Valium“ verwandt ist. Viele Patientinnen schlafen wirklich ein, einige erleben einen Dämmerzustand. Dabei spüren manche Patientinnen ein wenig von der Punktion.
  • Kurznarkose: Dabei injziert Ihnen unser Anästhesie-Team meistens eine Mischung aus einem starken Schmerzmittel und Propofol in die Vene. Dadurch sinken Sie in jedem Fall in einen schlafähnlichen narkotischen Zustand, in dem es manchmal notwendig ist, Sie mit einer Gesichtsmaske bei der Atmung zu unterstützen. Diese Form der Kurznarkose kann man jedoch nicht mit einer „Vollnarkose“ vergleichen, bei der meistens eine Atemkanüle in die Luftröhre (=Intubation) eingebracht wird, um die Atmung der Patientin ständig zu unterstützen.

Sowohl die Sedierung als auch die Narkose halten nur wenige Minuten an, sodass Sie unmittelbar nach dem Eingriff wieder wach werden. Sie bleiben danach rund eine Stunde im Ruheraum zur weiteren Beobachtung. Ihr Zustand wird während des Eingriffs und danach mit einem kleinen Sensor an der Fingerspitze überwacht. Hier sehen wir Ihre Herzfrequenz und wie viel Sauerstoff sich im Blut befindet.

Wichtig: Bitte teilen Sie uns alle Symptome, Grunderkrankungen, früheren Befunde, Unverträglichkeiten bzw. Allergien, usw. mit, die für diese Formen der Schmerzausschaltung relevant sind. Falls Sie schon eine Sedierung oder Narkose gehabt haben und es kam danach zu Übelkeit, Erbrechen: Lassen Sie uns auch das wissen, wir können dann medikamentös vorbeugen.

Anti-Müller-Hormon (AMH)

Das Anti-Müller-Hormon (AMH) wird in den Granulosazellen produziert. Es wird vor allem von den frühen Stadien der Follikel (Eibläschen) gebildet, die noch nicht verbraucht wurden. Daher eignet sich eine Bestimmung dieses Hormons, um die „Eierstockreserve“ einzuschätzen. Das Hormon kann unabhängig vom Zyklustag bestimmt werden.

Die Anzahl der Follikel ist bereits bei der Geburt festgelegt und nimmt im Laufe des Lebens ab. Die Höhe des Anti-Müller-Hormons entspricht der Menge der noch vorhandenen Follikel und nimmt daher ebenso mit den Jahren ab.

Grenzwert: Sinkt der AMH-Wert unter 1 ng/ml (entspricht 7pmol/l) spricht man von einer verminderten Eizellreserve bzw. eingeschränkten ovariellen Reserve.

Antikörper im Zervikalschleim

Im Zervikalschleim können Antikörper vorhanden sein, welche gegen die Samenzellen des Partners gerichtet sind und diese unbeweglich machen. Dies kann für die Samenzellen auf dem Weg zur Eizelle ein Hindernis sein.

Ob Antikörper vorhanden sind, lässt sich durch den Kremer Test abklären. Voraussetzung für eine Durchführung des Kremer-Tests ist eine normale Beschaffenheit des Zervikalschleims und ein Spermiogramm mit guter Beweglichkeit und Konzentration der Samenzellen.

Antrale Follikel

Die antralen Follikel sind Eibläschen, die zu Beginn des Monatszyklus in den Eierstöcken heranreifen. In dieser Zeit können sie mittels Ultraschall in den Eierstöcken festgestellt, vermessen und gezählt werden. Diese Ultraschalluntersuchung nennt man den Antralen-Follikel-Count (AFC). Die Follikel sind zwei bis acht Millimeter groß.

0 bis 7: Zeigen sich auf beiden Eierstöcken gemeinsam nur maximal sieben antrale Follikel besteht der Hinweis auf eine stark herabgesetzte Fruchtbarkeit.
8 bis 11: Erste Anzeichen einer eingeschränkten Eierstockreserve sind erkennbar. 
12 bis 14: Es besteht kein Grund zur Beunruhigung, es kann jedoch in absehbarer Zeit eine Abnahme der Fruchtbarkeit eintreten.
15 und mehr: Eine ausgezeichnete Eierstockreserve, es sind keinerlei Einschränkungen der Fruchtbarkeit festzustellen.

APC Resistenz

Bei manchen Menschen zeigt sich in einer Blutabnahme bei der Bestimmung der sogenannten „APC- Resistenz“ ein auffälliger Wert oder es liegt eine „Faktor-V-Leiden Mutation" vor. Das sind Faktoren, die für die Gerinnung des Blutes wichtig sind.

Die Blutgerinnung ist ein überaus kompliziertes System von verschiedenen Faktoren, die so zusammenspielen sollen, dass das Blut weder ohne Ursache gerinnt, noch zu lange flüssig bleibt, wenn zum Beispiel eine Verletzung vorliegt. Kommt es zu einer grundlosen Gerinnung des Blutes in den Gefäßen, spricht man von einer „Thrombose“. Hier bildet sich ein Gerinnsel, das leicht Gefäße verstopfen.

Bei Patientinnen und Patienten, die eine auffällige APC Resistenzbestimmung haben oder bei denen eine Faktor-V-Leiden Mutation vorliegt, tendieren dazu leichter eine Thrombose zu bekommen. Das Risiko ist insbesondere groß, wenn weitere Faktoren ins Spiel kommen, die eine Thrombose fördern, das sind zum Beispiel: Verwendung von Hormonpräparaten, z.B. die Antibabypillen, Operationen, Bettlägrigkeit, Nikotinabusus, Schwangerschaft, Geburt und Stillperiode.

Deshalb ist vor Beginn einer Hormonbehandlung, wie zum Beispiel einer Behandlung mit In-vitro Fertilisation, die Bestimmung dieser beiden Faktoren wichtig. Zeigen sich hier auffällige Befunde muss über eine begleitende Behandlung mit gerinnungshemmenden Medikamenten, wie zum Beispiel Heparin nachgedacht werden.

Arefam

Eine ausreichende Versorgung mit Progesteron in der Zeit der Einnistung ist wichtig. Es gibt verschiedene Progesteronpräparate. Ein wichtiges Präparat ist „Arefam“. Es wird normalerweise geschluckt, es wird aber auch sehr gut durch die Scheide aufgenommen. Außerdem macht es in dieser Form der Anwendung weniger müde. Bitte lassen Sie sich daher durch den Beipacktext nicht verunsichern, wenn Sie die Kapseln in die Scheide einführen sollen. Das ist so in Ordnung und von unserem Ärzt*innen-Team gewollt.

Nach dem Einführen der Weichkapseln kann es jedoch zu einem weißlichen, schmierigen Ausfluss kommen, das ist bei dieser Anwendung in der Scheide völlig normal.

 

Ausführliche Erklärung zu "Arefam"

Im Monatszyklus gibt es zwei entscheidende Phasen: 1) die sog. „Follikelphase“ und 2) die sog. „Gelbkörperphase“, die auch als „Lutealphase“ bezeichnet wird.

In der Follikelphase reift ein Follikel heran, der die Eizelle enthält, die nach dem Eisprung durch eine Samenzelle befruchtet werden kann. Sobald sich der Follikelinhalt gemeinsam mit der Eizelle beim Eisprung in den Eileiter entleert hat, wandelt sich der Follikel in den Gelbkörper bzw. das „Corpus luteum“ um. Der Follikel kümmert sich jedoch nicht nur um die Eizelle, er produziert auch das Östrogen, ein wichtiges Hormon, dass die Gebärmutterschleimhaut nach der Monatsblutung wieder im Wachstum unterstützt. Der Gelbkörper wiederum produziert hauptsächliche Progesteron, das die Schleimhaut vom Östrogen sozusagen „übernimmt“ und auf die Einnistung der Eizelle und damit die Schwangerschaft vorbereitet. Daher leitet sich auch der Name pro gestare, also für die Schwangerschaft ab.

Eine ausreichende Versorgung mit Progesteron in der Zeit der Einnistung ist daher immer wichtig, unabhängig davon, ob Geschlechtsverkehr, eine Insemination oder eine Behandlung mit IVF zum Erfolg führen soll. Progesteron kann in verschiedenen Formen als Arzneimittel verwendet werden. Ein wichtiges Präparat ist dabei „Arefam“, das Progesteron in einer besonderen Darreichungsform enthält.

Das Präparat wird normalerweise geschluckt, es wird aber auch sehr gut durch die Scheide, also „vaginal“ aufgenommen, sodass wir es deshalb häufig so verschreiben. Außerdem macht es in dieser Form der Anwendung weniger müde. Bitte lassen Sie sich daher nicht verunsichern, wenn Sie im Beipacktext lesen, dass Sie Arefam schlucken sollen und wir Ihnen verschrieben haben, dass Sie die Kapsel in die Scheide einführen sollen. Das passt so. 

Nach dem Einführen der Weichkapseln kann es jedoch zu einem weißlichen schmierigen Ausfluss kommen, das ist bei dieser Anwendung in der Scheide völlig normal.

Artificial Intelligence

Artifizielle Intelligenz, englisch artificial intelligence (AI bzw. A. I.), auch Künstliche Intelligenz (KI), ist ein Teilgebiet der Informatik, welches sich mit der Automatisierung intelligenten Verhaltens und dem maschinellen Lernen befasst. Im Allgemeinen bezeichnet künstliche Intelligenz den Versuch, bestimmte Entscheidungsstrukturen des Menschen nachzubilden, indem z.B. ein Computer so gebaut und programmiert wird, dass er relativ eigenständig Probleme bearbeiten kann.

Durch den Einsatz von Artificial Intelligence entwickeln wir Behandlungen kontinuierlich weiter und erzielen so eine höhere Erfolgsquote.

Univ. Prof. Dr. Heinz Strohmer, Mitbegründer des Kinderwunschzentrums, ist Österreichs Vordenker im Bereich AI und Fertilisationsmedizin. Derzeit erkundet unser Team unter seiner Leitung die beeindruckenden Möglichkeiten des Einsatzes von Artificial Intelligence in der Kinderwunschbehandlung. 

Aspermie

Von Aspermie spricht man, wenn beim Orgasmus trotz Muskelkontraktionen keine Samenflüssigkeit aus der Harnröhre austritt. Dies liegt meistens an einer Störung der Nervenleitung im Urogenitalsystem, z.B. durch eine Querschnittslähmung.

Assisted Hatching

Beim Laser-Assisted Hatching wird der Embryo in seinem Schlüpfvorgang unterstützt, in dem ein kleines Loch in die äußere Hülle (Zona pellucida) gemacht wird. Dieser natürliche Schlüpfvorgang („Hatching“) des Embryos aus seiner Eihülle ist zum Zeitpunkt der Einnistung in die Gebärmutterschleimhaut für eine erfolgreiche Schwangerschaft unerlässlich. Störungen in diesem Schlüpfvorgang können mit ein Grund sein, warum eine Einnistung nicht stattfinden kann. Wir empfehlen bei manchen Patientinnen eine Unterstützung dieses Schlüpfvorgangs. Diese Methode wird als „assisted hatching – AHA“ bezeichnet und wird in diesem Fall laserassistiert unter einem Mikroskop durchgeführt.

Azoospermie

Befinden sich keine Samenzellen in der Samenflüssigkeit, spricht man von einer Azoospermie. Finden sich vereinzelt Samenzellen in der Samenflüssigkeit, lautet der Befund Kryptozoospermie.